2. Februar 2004 von Thomas Altmann, MZ-Dessau "Alle, die ihr mühselig und beladen seid, kommt zu mir, ich will euch erquicken" - Den Bibelspruch, der sich in goldenen Lettern auf einem tiefblauem Farbband durch den Altarraum windet, kann man in der Kirchenbank kauernd nur als Fragment lesen. Weil man ihn kennt bzw. wiedererkennt, versteht man ihn trotzdem. Mit Neuer Musik, die gegen altbekannte Hörgewohnheiten anläuft, verhält es sich ein wenig anders. Eine Musikwerkstatt in der Melanchthon-Kirche Dessau-Alten nahm sich unter Leitung von Jean-François de Guise eben jener Neuen Musik an. Zu Gast waren der Komponist Klaus-Peter Schneegass und seine Frau, die Pianistin Minako Schneegass. Am Mittwochabend stellte das Musikerpaar Klavierwerke zeitgenössischer Kollegen vor. Am Donnerstag erklangen "7 Gedichte nach Charles Baudelaire", in Ton gesetzt von de Guise. Begonnen hatte die Werkstatt am Dienstag mit einem Ausflug ins nebulöse Reich der Synästhesie. Während de Guise Orgel, Perkussion und Synthesizer in Personalunion betätigte, verrührte Fridolin M. Kraska Klangfarben zu Farbtönen. Der Bühnenbildner und ehemalige Ausstattungsleiter des Theaters experimentierte als Bühnenmaler. Die Musik ist verklungen. Das Bild steht im Altarraum. Herausgekommen ist ein vielstimmiges Farbspiel mit Pinsel-Pizzicato und geglätteten Disharmonien.